Kunst von Behinderten

Anläßlich des 40jährigen Jubiläums von pro familie findet die Ausstellung "Liebe, Lust und Leidenschaft" der Künstlergruppe chroma omada statt.
Frank Hegewald, Vorstand des BBK Nürnberg Mittelfranken ist Schirmherr dieser Ausstellung mit Kunst von Behinderten in den Räumen der Beratungsstelle von pro familia.

Auszug aus der Ansprache des BBK Vorstands Frank Hegewald:
"Was tun Sie", wurde Herr K. gefragt, "wenn Sie einen Menschen lieben?"
"Ich mache einen Entwurf von ihm", sagte Herr K., "und sorge, dass er ihm ähnlich wird."
"Wer? Der Entwurf?"
"Nein", sagte Herr K.,
"der Mensch."

Bert Brecht
Warum sollen Behinderte nicht Künstler werden

Auf der Suche nach authentischer Kunst entdeckte die "Moderne" zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts neben der primitiven Kunst und der Kinderzeichnung auch die Kunst der Geisteskranken. Zur gleichen Zeit begann unter Psychiatern eine rege Sammeltätigkeit bildnerischer Werke von Patienten, wobei zumeist die Hoffnung auf diagnostische Verwertbarkeit im Vordergrund stand.

Hans Prinzhorn (1886-1933), als Kunsthistoriker und Arzt mit beiden Fachgebieten vertraut, gilt heute als Pionier einer interdisziplinären Sichtweise. Ihn interessierten kulturanthropologische Fragen, etwa nach dem Ursprung künstlerischer Gestaltung oder dem "schizophrenen Weltgefühl" in der expressionistischen Kunst seiner Zeit, und er hoffte, in den Werken der Patienten einen unverstellten, elementaren Zugang zur Kunst zu finden.

Alles begann mit Adolf Wölfli: Sein Psychiater Walter Morgenthaler widmete ihm 1921 das Buch Ein Geisteskranker als Künstler, das erstmals einen an Schizophrenie leidenden Patienten als Künstler ernst nahm. Erst lange nach seinem Tod wurde sein bildnerisches und dichterisches Werk, das sich gängigen ästhetischen Kategorien entzieht, einem breiteren Publikum bekannt. Der französische Maler Jean Dubuffet stellte 1948 120 Zeichnungen Wölflis in der Compagnie de l'Art Brut in Paris aus; auf der Documenta 5 in Kassel 1972 wurde ihm der Bereich Bildnerei der Geisteskranken gewidmet.

Er gilt als einer der wichtigsten Vertreter der Art Brut bzw. Outsider Art.

Dubuffet definierte die Art brut als subversive, alternative Kunstform abseits der erstickenden "kulturellen Künste". Er betonte auch, dass Art brut jenseits kultureller Normen nicht automatisch identisch mit psychopathologischen Schöpfungen ist:
Wir sind der Ansicht, dass die Wirkung der Kunst in allen Fällen die gleiche ist, und dass es ebenso wenig eine Kunst der Geisteskranken gibt wie eine Kunst der Magenkranken oder der Kniekranken.
Jean Dubuffet



Flyer zur Ausstellung von chroma omada

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