Linien und Flächen, wie Gestelle in einem flachen Raum. Sie sind Konstruktionen, deren Grund allein in ihnen selbst ist. Aber mit der präzisen Notwendigkeit von architektonischen Plänen. Die Bilder werden sofort Teil des Raumes und der Wand, auf der sie hängen. So, als ob sie schon immer da gewesen oder für den Raum gemacht worden wären. Sie verhalten sich wie Silhouetten oder Schatten im Raum.

Sie haben kein System und keine Ordnung, die ihnen voraus ist. Keine Vorzeichnungen, keine Studien. Eher sind sie selber Studien für Möglichkeiten von Bildern. Dieses Mögliche und sich ausbalancierende bleibt immer in ihnen enthalten, auch wenn sie als Malerei abgeschlossen sind.

Langsam, abrupt, in sehr unterschiedlichen Zeitspannen entstehen gemalte Linien, Flecken, Verläufe, Kanten, Ausblutungen von Farben, Bindern und Malmitteln. Korrekturen, Orte, an denen Abklebungen waren und Übermalungen sind sichtbar. Die Farben tauchen langsam aus den Linien auf. Früher immer sehr verhalten, inzwischen deutlicher und farblich, als eigenständige Flächen, definierter. Die Linien und Flächen enden am Bildrand oder gehen über ihn hinaus. Der Rand wird zur Bildgrenze erst nach dem Aufspannen des Bildes auf den Rahmen. Die Flächen hängen im Gestell oder dehnen die Linien an den Bildrand.

Die ganze Entstehung und das ganze Material des Bildes sind sichtbar. Alles ist unmittelbar und direkt. Was nicht sichtbar ist, ist die Spur des Malers. Kein Selbstausdruck. Keine Expressivität. Eher eine Mechanik des Gefühls. Die Bilder handeln von Kontrolle und Kontrollverlust. Am Ende sehen die Bilder so aus, als ob gerade dieses eine nur so aussehen könnte. Eine Notwendigkeit ist. Und als Widerspruch zu sich selbst immer noch alle Möglichkeiten in sich trägt. Das Bild ist ein möglicher und zugleich notwendiger Entwurf.

Stephan Baumkötter


Blumenthal Klavier-Improvisation


Heiner Blumenthal: UPDATE COLOGNE#02

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