VICE VERSA

VICE VERSA ist ein Projekt des BBK Nürnberg und seiner Projektgalerie VIEW zum Themenschwerpunkt "Verbindungslinien", gefördert mit Mitteln des bay. Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst. Sechs Künstler*innen vom BBK Nürnberg und fünf vom slowenischen Verband ZDSLU (the slovenien association of fine arts societies) werden dieses Kunstprojekt partnerschaftlich bestreiten. Darin inbegriffen ist auch der gegenseitige Besuch in der jeweiligen Heimatregion Ljubljana und Nürnberg. Die erste ACTIONWEEK hat in Ljubljana vom 23. bis 27.08. stattgefunden. Der Gegenbesuch in Nürnberg, die zweite ACTIONWEEK, vom 29.10. bis 04.11.2022. Die dabei entstandenen Arbeiten beider Arbeitswochen aus den Bereichen Fotografie, Bildhauerei, Zeichenkunst/Malerei, Druckgrafik und Performance werden in einer gemeinsamen Ausstellung vom 4. bis zum 20. November 2022 im Projektraum des BBK Nürnberg, Hirtengasse 3, präsentiert.

Zu beiden Aktionswochen gibt es ein Magazin, das die Arbeitsprozesse der Künstler*innen widerspiegelt und das im Projektraum/ Geschäftsstelle des BBK Nürnberg erhältlich ist. Zur Vernissage wird ein Magazin erscheinen, das die Arbeitsprozesse der Künstler*innen widerspiegelt.

Vernissage am 4.11.2022, 18 Uhr | Ausstellungsdauer 5. bis 20.11.2022 | Finissage am 20.11.2022, 16 Uhr | Öffnungszeiten Fr 14-18, Sa + So 14-18 Uhr

Flyer     Magazin 1     Magazin 2     Ausstellung


VICE VERSA is a project of the BBK Nuremberg and its project gallery VIEW on the thematic focus "Connecting Lines", supported with funds from the Bavarian State Ministry for Science and Art. Six artists from the BBK Nuremberg and five from the Slovenian association ZDSLU (the slovenian association of fine arts societies) will work in partnership on this art project. This will also include mutual visits to the respective home regions of Ljubljana and Nuremberg. The first ACTIONWEEK took place in Ljubljana from 23 to 27 August. The return visit to Nuremberg, the second ACTIONWEEK, from 29.10. to 04.11.2022. The resulting works of both actionweeks in the fields of photography, sculpture, drawing/painting, printmaking and performance will be presented in a joint exhibition from 4 to 20 November 2022 in the project room of the BBK Nuremberg, Hirtengasse 3. For both action weeks, there is a magazine that reflects the work processes of the artists and is available in the project space/ office of the BBK Nuremberg.



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ACTIONWEEK 2 | meet the artists in Nürnberg

Die Fortsetzung und damit der zweite Teil des Projektes VICE VERSA begann am 29.10.2022 mit der Ankunft der slowenischen Künstler*innen in Nürnberg. In der darauf folgenden ACTIONWEEK 2 wurden neue Arbeiten entwickelt oder die bereits in Ljubljana begonnenen vollendet. Wie bereits in der ersten ACTIONWEEK arbeiteten auch hier wieder die Künstler*innen des BBK Nürnberg und die des Partnerverbands ZDSLU eng zusammen. Das Ende des Projektes VICE VERSA markiert die Ausstellung "Verbindungslinien", die vom 4. bis zum 20. November 2022 im BBK Projektraum präsentiert wurde.


Ich freue mich sehr, Teil dieses aufregenden innovativen Projekts VICE VERSA zu sein, bei dem Künstler und Künstlerinnen aus verschiedenen Bereichen zusammenarbeiten. Nürnberg ist eine wunderbare Stadt, unsere "Kunstpartner" vom BBK sind außergewöhnliche Gastgeber. Wir haben alle enge Bande knüpfen können, sowohl bei der Kunst, als auch im geselligen Beisammensein - wir Künstler*innen wurden alle zu angenehmen Festen eingeladen - bei Christian, Helge und Bernd.
Ich hatte großes Glück als Fotografin - wir hatten wunderschönes Wetter. Nachdem Fiona, Christians Frau, uns eine ausgezeichnete Führung durch die Stadt Nürnberg gegeben hatte - die Burg, die Altstadt - habe ich mich auf eine Fototour begeben und fröhlich ein paar Aufnahmen gemacht. Ich wusste noch nicht, was ich in der Ausstellung zeigen würde. Aber als Bernd Telle, mein künstlerischer Partner, uns (mich und Slavko) mitnahm, um das Zeppelinfeld zu sehen, habe ich mich sofort zu diesem Thema entschlossen. Ebenso für den Titel der Fotoserie: "never again". Ich war schockiert von der Erhabenheit des Ortes, an dem Massenversammlungen und Kundgebungen der Nazis stattfanden. Beim Anblick der Treppe und der Tribüne bekam ich eine Gänsehaut, wenn ich an die schrecklichen Folgen dachte, die dies hatte.

Als Bernd mit uns die Kongresshalle besichtigte, war ich von der Architektur fasziniert. Und mein Licht - die Sonnenstrahlen durchdrangen die Wolken gerade so weit, dass leuchtende, geheimnisvolle, traumhafte Bilder entstanden. Ich war überglücklich, dass mir dies zuteil wurde. Und wie immer war da der Klang der Stille, die schöne Musik des Universums und ein Gefühl der Ruhe, des Friedens.

Ich wusste: Das ist es! Das wird auch in der Ausstellung zu sehen sein. Licht, Licht als Hoffnung für ein besseres, schöneres Morgen.

Es folgten die Tage der Fotobearbeitung am Computer. Am Tag vor der Eröffnung wurde über die Größe und Anzahl der Fotos entschieden. Bernd und Ulrike haben ein schönes geräumiges Studio. Ulrike druckte mir hochwertige Prints für die Ausstellung. Auch das Hintergrundsmotiv die Treppe konnte realisiert werden. Ich war sehr zufrieden!
Am letzten, entscheidenden Tag bauten wir die Ausstellung am Morgen auf. Auch unsere Kuratorin Olga Butinar Čeh (ZDSLU) kam nach Nürnberg und eröffnete am Abend gemeinsam mit Christian Haberland die Ausstellung.

Bei der abendlichen Abschlussrede waren wir uns alle einig, dass es sowohl im Hinblick auf die künstlerische Zusammenarbeit als auch auf das freundschaftliche Beisammensein eine wunderbare Zeit war. Wir werden weitermachen und wir werden weiter zusammenarbeiten!

Nataša Segulin


Der Horizont des Unerwarteten. Vorhersehbare Momente der Begegnung. Momente der Neugierde und der besonderen Orte. Verbindende Momente. Momente des direkten Ausdrucks. Momente der kleinen Freuden. Kribbelnde Momente der Unruhe. Momente der Wahl. Momente der Geduld. Momente der Traurigkeit und Momente der Sehnsucht. Momente der Konzentration. Stille Momente. Greifbare Momente. Momente des Ausgleichs. Süße Momente. Momente aus ewigem Stein und vergänglichem Zucker. Momente aus Staub und Nähe.

Werden wir Momente sein, an die man sich erinnert oder Momente, die man vergisst? Vielleicht sind wir (wie Rumi sagte) ähnlich wie Karawanen, die in jedem Moment vom Zustand der Nichtexistenz in einen Zustand der Existenz übergehen.

Was ist es, das nach uns bleibt? Bilder, die so zerbrechlich sind, dass sie mit der Zeit verschwinden wie schmelzender Zucker oder vielleicht bleiben sie wie fester Stein und Bronze. Wir stecken unsere Köpfe zusammen, von Angesicht zu Angesicht. Ein süßer, köstlicher, einzigartiger und unwiederholbarer fliehender Moment, der der ewigen Ewigkeit gegenübersteht.

Paola Korošec


Barbara Kastelec:
Mein Teil der Arbeit mit Christian an der Aktionswoche 2 in Nürnberg lehnt sich an meine letzten Arbeiten an, in denen ich Pflanzenzellen als Teil des beginnenden neuen Lebens erforsche.

Für unser Projekt wählte ich Pflanzen aus, die in Europa, Deutschland und Slowenien vorkommen und in unseren Gärten häufig zu finden sind. Bei meiner Ankunft in Nürnberg stellte ich fest, dass auch Christian die himmelblaue Prunkwinde in seinem Garten hat...

Die Hauptidee für die Auswahl dieser Pflanzen basiert auf einem Artikel, den ich gelesen habe, dass Tiere während der Hungerzeit Pflanzen essen, die natürliches LSD oder Opiate enthalten, um den Hunger zu überwinden. Denn die momentane Situation in der Welt ist sehr angespannt und es gibt keine gute Prognose für die Menschheit aufgrund der wachsenden Weltbevölkerung und der globalen Erderwärmung. Also werden wir in Zukunft weniger Land haben, um Pflanzen für die Nahrung anzubauen. Was uns bleibt ist die enge Zusammenarbeit, der Zusammenhalt zwischen den Menschen und die Hoffnung auf ein neues, besseres Leben für alle.

Christian Haberland:
Hallo Barbara. Ich habe in der Nähe von Izola einen Stein am Ufer gefunden. Als ich darüber nachdachte, was ich auf das leere Blatt Papier zeichnen sollte, hatte ich den starken Wunsch, etwas mit dem Stein zu machen.

Der Stein zeigt interessante Strukturen, Linien, Löcher... Aber was macht man mit diesem Stein? Wie bringt man ihn auf das Papier?

Also habe ich versucht, ihn irgendwie zu drucken. Ich habe verschiedene Versuche gemacht, schließlich hat es mit einem Tuch als Übertragungsmedium funktioniert. Aber der Stoff machte die Struktur des Steins weich, irgendwie schwammig, schwach. Also habe ich schließlich ein paar Linien hinzugefügt. Der Stein steht nun für die Künstlerbeziehung zwischen uns beiden. Er ist zu einem Zeichen unserer Freundschaft geworden. Ich danke dir, Barbara.


Tagebuch Wütscher

Wirefaces   Silhouettes   Money

In Nürnberg haben mein Partner Helge und ich die Arbeit an den Grafikblättern fortgesetzt, die wir im August in Ljubljana erstellt hatten. Wie soll es weitergehen? Sollen wir ihnen eine moderne oder eine traditionelle Stilrichtung geben?

Wir haben uns für beides entschieden. Einige der Grafikblätter wurden mit selbst erstellten Computergrafiken und modernem Digitaldruck aufgewertet. Alle Blätter wurden schließlich mit einem handgefertigten Linolschnitt-Siegeldruck versehen, nach dem Vorbild traditioneller japanischer Holzschnittmeister. Es entstand eine Serie - eine Grafikmappe mit 27 Grafikblättern.

Die gewonnene Erfahrung aus der Arbeit zu zweit:
Die Grafiken, an denen wir zu zweit gearbeitet haben, ist nicht gerade mein primäres Arbeitsgebiet, aber Helge und ich haben uns gut verstanden und unsere Offenheit und Zusammenarbeit haben zu einem beneidenswerten Ergebnis geführt. Die Arbeit war anstrengend, aber die Erfahrungen sind unvergesslich. Es wurden neue Verbindungen und Freundschaften geknüpft. Diese Art der internationalen Zusammenarbeit ist mir sehr willkommen, da man auf diese Weise eine andere künstlerische Tradition und ein neues Arbeitsumfeld kennenlernen kann. Nürnberg bietet dies zweifellos. Mein Dank geht an unsere deutschen Freunde vom BBK für die Organisation des Projekts und für ihre Gastfreundschaft.

Brane Širca

Performance auf YouTube   Webseite


Die zweite ACTIONWEEK in Nürnberg stand für uns unter der Maßgabe diesmal eine "greifbarere" Art von Verbindung unserer Grafik und unserer Klangkunst zu schaffen als das letzte Mal.
Wir nannten unser Projekt "as above so below", weil es unsere in jeder Hinsicht sehr unterschiedlichen Musik-/Klangwelten symbolisiert, die aber zusammen eine Symbiose eingehen und eine gemeinsame Vision, Idee, Welt schaffen.

In den vorausgehenden Videocalls und Nachrichten erarbeiteten wir die Idee diese Verbindung durch eine limitierte Audio-CD umzusetzen, deren Cover ein handgefertigter Linoldruck mit einer reduzierten farbigen Handzeichnung sein sollte. Daneben wollten wir die bei der ersten ACTIONWEEK in Ljubljana gesammelten Erfahrungen und das dort entstandene Konzept zu nutzen, um erneut eine gemeinsame Zeichnungs-/Linolschnitt Arbeit anzufertigen und mit dem dabei aufgezeichneten Video eine gemeinsame Klang-Performance durchzuführen. Da während der Woche noch gemeinsame Besprechungen der beteiligten Künstler und auch nicht zuletzt das Kennenlernen der Stadt Nürnberg auf dem Plan stand, galt es einen straffen Zeitplan im Vorhinein aufzustellen: Samstag Ankommen, Sonntag Sightseeing, Montag Tonstudio, Dienstag Ideen sammeln für das Cover, Mittwoch gemeinsame Zeichnung/Linolschnitt, Video erstellen und editieren, Donnerstag Cover erstellen, drucken, schneiden, bezeichnen und CDs brennen. Freitag CDs fertigstellen, Aufbau/Soundcheck und Performance.

Dank starken Arbeitswillens, inspiriertem Agieren und konstruktiver Arbeitsweise gelang es diesen Terminplan einzuhalten und nach Ablauf der "action week" sowohl ein Gesamtkunstwerk in Form der großartigen CD "as above so below" mit Klangkunst und Unikat-Cover in Händen zu halten, als auch im Rahmen der Vernissage zur Ausstellung "vice versa" dem Publikum eine halbstündige Live-Performance zu bieten. Daneben gelang es sich über Kunst, Arbeitsweisen und Gemeinsamkeiten/Unterschiede des jeweiligen Herkunftslandes auszutauschen und die Verbindung in Hinsicht auf zukünftige Kollaborationen zu verfestigen.

"Jedes CD Cover und jeder CD Aufkleber ist ein original Linolschnitt/Linoldruck, der mit einer klassischen analogen Presse gedruckt und dann mit einer Originalzeichnung von Alexander versehen wurde".

"Gedanken, Erfahrungen wurden ausgetauscht, wir lernten von einander in gegenseitigem Respekt."

Alexander Schräpler / Miha Erič


ACTIONWEEK 1 | meet the artists in Ljubljana

Für den ersten Teil von VICE VERSA, der ACTIONWEEK, waren unsere sechs Künstler*innen des BBK Nürnberg vom 23. bis 27. August in Ljubljana/Slowenien. Dort fanden täglich Workshops, Kunstkooperationen und Liveacts mit und für interessierte Besucher statt. Die sechs Gastkünstler*innen aus der Region Nürnberg kooperierten hierbei mit ihren slowenischen Künstlerkolleg*innen. Im Herbst 2022 findet dann deren Gegenbesuch zur ACTIONWEEK 2, dem zweiten Teil von VICE VERSA, in Nürnberg statt.




Es roch gerade noch nach Meer, bevor mich das Geräusch von springenden Bocksbeuteln auf Waschbetonplatten wieder auf den Boden der Realität zurückholte.

Es ist Samstagabend 18:31 Uhr am 20. August 2022. Wir (Ulrike Manestar, Christian Haberland und ich) stehen vor dem Apartmenthaus meiner Kunstpartnerin Nataša Segulin in Koper, Slowenien. Ihr Mann Slavko holt uns auf der Straße ab und wir treffen uns in Natašas Sommerwohnung bei slowenischen Spezialitäten und Begrüßungssekt. Wir genießen die traumhafte Kulisse von ihrem Balkon nur kurz und starten zu einem kulturellen Schnelldurchlauf durch Kopers Kulturhighlights, um wenig später bei einem leckeren Abendessen auf einem Fischerboot unsere gemeinsamen Pläne zu VICE VERSA vorzustellen.

Am nächsten Tag noch ein kurzes Durchatmen und Entspannung am Strand von Izola bevor wir am Abend Barbara Kastelec, Christian Haberlands slowenische Kunstpartnerin vor Ort treffen. Am Montag noch einen Abstecher nach Piran und dann zurück nach Ljubljana. Dort angekommen machen wir uns noch schnell auf den Weg in die Innenstadt und laden dort Menschen auf der Straße zu unserem Fotoshooting am nächsten Tag ein. Gar nicht so einfach, experimentelle Portaitfotografie in englischer Sprache zu vermitteln. Unsere Beispielfotos vergangener Fotoaktionen sind uns hierbei sehr hilfreich.

Am Abend treffen wir uns mit allen slowenischen Künstlerinnen und Künstlern vom Verbindungsprojekt bei Olga Butinar Ceh, der Kuratorin des ZDSLU, und planen die letzten Details zur ACTIONWEEK in Ljubljana. Die ZDSLU hat ihre Geschäftsstelle im Zentrum der Stadt. Hier haben wir auch unser Fotostudio im zweiten Stock eingerichtet, wo bereits unser umfangreiches Fotoequipment seit Samstag auf uns wartet.

Dienstag, 23.8.22, unser Aktionstag mit dem experimentellen Portrait-Fotoshooting unter dem Motto "idoubleU3times". Die erste Auslösung, der erste kritische Moment - unser Equipment hat die Reise von Nürnberg nach Ljubljana gut überstanden und funktioniert einwandfrei. Bei einem historisch digitalen Equipment anno 1998 ist das keine Selbstverständlichkeit. Nataša hat ihre Beziehungen spielen lassen und viele Besucher und Freunde eingeladen, was sich als sehr hilfreich erweist. Auch einige Personen aus unserer vorabendlichen Acquise haben sich eingefunden. Die Stunden vergehen wie im Flug. Interessante Menschen, ungewöhnliche Selbstdarstellungen. Die Namen werden für die Rechteübertragung notiert, jeder der Portraitierten macht seinen Screenshot zur Erinnerung. Meine finale Auswertung der Aufnahmen erfolgt dann in Nürnberg, im heimischen Studio.

Speichern, abbauen, verpacken und wieder ins Auto verladen. Das Ergebnis ist dann im November in der gemeinsamen Ausstellung in Nürnberg zu sehen. Und übrigens, die Bocksbeutel haben den Absturz unbeschadet überstanden.

Bernd Telle


Die Idee war, meine Partnerin, die Bildhauerin Paola Korošec, in Ljubljana zu portraitieren. Es schien mir der geeignete Weg zu sein Neugierde und plastische Arbeit zu verbinden. Vor dem Symposium verbrachte ich 4 Tage im Triglav Nationalpark und täglich entstanden dort Landschaftsskizzen. Stille, Landschaft und Schönheit waren rückblickend wichtig für die konzentrierte Arbeit mit Paola.

In Ljubljana traf ich sie im Archäologischen Institut. Mit Studenten modellierte Paola Repliken von Gefäßen und Figuren für ein archäologisches Museum. Natürlich arbeitete ich gleich mit. (Nun könnte auch mein kleines Figürchen - gebrannt in einem Nachbau eines prähistorischen Brennofens - in diesem Museum aufgestellt werden). Diese Arbeit beeinflusst Paolas Installationen sehr.

In Ihrem Atelier fing ich gleich anschließend mit dem Portraitieren an. Immer wieder ergaben sich Gespräche, die unsere ganz unterschiedlichen bildhauerischen Verfahrensweisen betrafen. Aber trotz der klaren optischen Unterschiede waren viele Grundstrukturen ähnlich bis gleich. Für Ihre Installationen nutzt sie Materialien wie Karamell, Salz, Glas, Ton und Metall. Karamell und Salz zerfließen z.B. im Laufe einer Ausstellung.

Uns beide verbindet der Wille, Raum und Volumen gut umzusetzen. In meiner zeichnerischen oder plastischen Skizze ist Zeit konzentriert. In Paolas Werk wird durch Veränderung der Materie Zeitverlauf anschaulich.

Am letzten Tag begannen wir gemeinsam das Portrait abzugipsen. Zu zeitraubend ist die Ausformarbeit und rein handwerklich, daher wird das Portrait in meinem Atelier fertiggestellt. Das Symposium beeinflusst interessanterweise meine Steinarbeit (Juramarmor, 160 cm x 60 cm x 40 cm), die ich im Juni in meinem Atelier begonnen hatte. Sie wird Paola immer ähnlicher.

Monika Ritter


Nach zwei wunderbaren Tagen am Meer bei Izola, während denen wir erste persönliche Bekanntschaft mit unseren slowenischen Teampartnern machen konnten, ging es zur Actionweek nach Ljubljana. Die slowenische Hauptstadt hat uns mit ihrem quirligen Leben und den vielen jungen Leuten überrascht. Wir haben gleich in der Nähe des Metelkova, einem alternativen Szene-Bezirk und im Museumsviertel Werbung für die Teilnahme an unserer Aktionswoche gemacht. Dadurch sind wir in interessante Gespräche mit Einheimischen aber auch Touristen gekommen. Bei Olga genossen wir ein erstes Treffen fast aller Beteiligten bei leckerem Essen und einem guten Tropfen slowenischen Weins.

Nach einem Mittagessen auf dem Marktplatz sind Barbara und ich am nächsten Tag auf die Suche nach geeigneten Orten für unseren Urban Sketching Workshop am Donnerstag gegangen, es sollte Sitzmöglichkeiten und Schatten geben und natürlich geeignete Motive.

Am Mittwoch war der Besuch mit Barbara in ihrer Ausstellung "Invisible Companions" in Škofa Luka, einer kleinen, historischen Stadt. Nach einem Getränk auf der Burg (leider geschlossen) mit Blick auf die Altstadt ging es zur Ausstellung und dem Artist Talk, von dem ich natürlich kein Wort verstand. Barbara beschäftigt sich intensiv mit den Grundlagen unserer Nahrung, Pollen, Samen, Pilze usw. Am Rückweg hat sie mir die Inhalte des Gesprächs erläutert, allerdings eingeschränkt durch die wilde Fahrweise des Busfahrers und seine laute Heavy-Metal Musik. Wieder in Ljubljana noch eine Vernissage besucht und im Biergarten entspannt.

Am Donnerstag, den 25. August, unserem Aktionstag, trafen wir uns mit den Teilnehmern in einem Café. Ich habe den Zusammenhang von VICE VERSA erklärt und schon ging's zur Ljubljanska, dem Fluss. Material ausgepackt, Motiv gesichtet, den Umgang mit Bambusfeder und das Lavieren mit Tusche sowie einige Grundlagen der Architekturzeichnung erklärt und los ging's. Die Zeichner hatten alle Vorahnung und so konnten auch Barbara und ich unsere Zeichnungen anfertigen, unterbrochen von gelegentlichen Hilfestellungen, die wir gaben. Im zweiten Teil, im Kloster Križanke, hatten die Teilnehmer den Auftrag, gemeinsame Zeichnungen herzustellen: Jeder beginnt und nach zwanzig Minuten wird das Blatt getauscht. Dabei wurde es den Zeichnerinnen und dem Zeichner überlassen, ob sie die Zeichnung einfach weiterführen oder ein anderes Motiv bzw. eine andere Perspektive dazufügen. Dies hat vorerst Überraschung ausgelöst, wurde in der anschließenden Schlussrunde aber als interessante Erfahrung beschrieben.

Durch die drückende Wärme an diesem Tag, waren wir alle erschöpft. Nach einer Pizza ging es dann dennoch zur Galerija ZDSLU zur Vorstellung der Projektergebnisse. Die Zeichnungen hingen am Zaun im Garten der Galerie und konnten von den Gästen betrachtet werden. Barbara und ich gaben ein kurzes Statement zum Verlauf der Veranstaltung und Olga Butinar beschloss unsren Aktionstag ebenfalls mit ein paar erläuternden Worten an die Gäste.

Christian Haberland





Tagebuch

ACTIONWEEK 1 | sound performance

mit Alexander Schräpler und Miha Erič




Performance (Ausschnitt)




Alexander Schräpler und Miha Erič betätigen sich beide künstlerisch sowohl in der Grafik als auch der Klangkunst bzw. Musik. Daher lag es nahe in beiden Bereichen gemeinsame Werke zu schaffen und im besten Fall miteinander zu einem Gesamtkunstwerk zu verbunden.

Ziel der ersten "ACTIONWEEK" war es eine Performance durchzuführen, die beide Elemente miteinander verbindet. Dazu wurde zunächst gemeinsam spontan und intuitiv auf eine Linolplatte gezeichnet: Alexander Schräpler mit Edding auf hellen Untergrund. Miha Erič mit dem Linolmesser auf dunklen Untergrund. Beide interagierten während des improvisierten Schaffensprozesses: Linien wurden aufgenommen, auf Elemente des anderen Bezug genommen und eine Gesamtkomposition mit zwei Bereichen entstand, die unter anderem Erinnerungen der vergangenen Tage wiederspiegelte.

Die gesamte Entstehung wurde mit einer Videokamera aufgezeichnet und diente später als visueller Part der finalen Performance.

In mehreren Jam-Sessions davor und danach wurden klangliche Berührungs- und Ergänzungspunkte erforscht und ein gemeinsames "Vokabular" für die spätere Performance gebildet. Zudem wurden Instrumente, Equipment und Soundeinstellungen sowie Effekte aufeinander abgestimmt.

Die Performance selbst erfolgte am 27.08.2022 in der Galerie des ZDSLU in Ljubljana vor Publikum. Das Zeichnungs-Video mit einer Laufzeit von ca. 30 Minuten gab den zeitlichen Rahmen vor, innerhalb dessen die beiden Künstler dann frei improvisierten und zwischen atonalen, geräuschbetonten und fast melodiösen Teilen changierten. Mit den Instrumenten wurden spärische Klangwelten errichtet, beklemmende Athmosphären geschaffen, Gewitter heraufbeschworen und Regen prasselte nieder, Streitgespräche wurden geführt, um sich dann in einer Melodie wieder zu versöhnen.

Zum Einsatz kamen bei Alexander Schräpler: E-Gitarre, Fretless E-Bass, Looper, Multieffekt mit Looper, Gitarrenverstärker. Miha Erič verwendete mehrere Mundharmonica, eine Lap Steel-Gitarre, verschiedene Effekte, Gitarrenverstärker.

Leider sind aus technischen Gründen nur die ersten 15 Minuten der Performance als Videoaufzeichnung erhalten. Ton, Video und die ursprüngliche Aufzeichnung des Gestaltungsprozesses wurden in einem 15-minütigen Video zusammengeführt. Zudem gibt es einen Audio-Mitschnitt einer der Jam-Sessions.

VERNISSAGE

Projektraum Hirtengasse Nürnberg